Samstag, 27. September 2025

Nördlingen 1634

 

                                        Die Schlacht von Nördlingen September 1634 

                            Teil I: Schlachtfeldbegehung und Stadtmauerfest Nördlingen


Neben dem Weißen Berg, Breitenfeld und Lützen ist Nördlingen eine der wichtigsten Schlachten des 30 jährigen Krieges. Hier wurde die bis dahin herrschende Dominanz der Schweden durch eine vernichtende Niederlage gebrochen. Das veranlasste Frankreich zum direkten Kriegseintritt und führte den 30 jährigen Krieg in seine letzte und bitterste Phase.

Die berühmten Feldherren Tilly, Wallenstein und König Gustav Adolf von Schweden waren 1634 schon alle tot und die Armeen wurden von ihren einstigen Untergebenen weiter geführt.

Da der gesamte Schlachtverlauf detailliert bei Wikipedia u.ä. nachgelesen werden kann, verzichte ich hier auf eine Wiederholung.

Trotzdem einige Karten aus dem Internet, damit man sich einen schnellen Überblick verschaffen kann.


Das schwedische Kommando war geteilt zwischen dem eher aggressiven Bernhard von Sachsen-Weimar und dem eher vorsichtigen Gustav Horn. Ironischerweise hatte in der Schlacht Horn den angreifenden Part zu leisten, während Bernhard eher nur halten sollte. Beide wurden ihren Aufgaben nicht gerecht, u.a. da dies ihrem grundsätzlichen Naturell widersprach, was zum letztendlichen Misserfolg beitrug. 

Bei den Spaniern hatte Kardinal-Infant Ferdinando, der spanische Thronfolger, den nominellen Oberbefehl. Da er aber noch jung und unerfahren war, kommandierten im Feld Gallas, Piccolimini, Leganes und noch einige andere Veteranen.
Auf kaiserlicher Seite hatte den Oberbefehl Ferdinand III. von Ungarn (ein Cousin des Kardinal-Infanten), Sohn des Kaisers und später nach ihm selbst Kaiser. Feldkommandanten waren der Herzog von Lothringen und der Bayrische Johann von Werth (Jan de Werth).


 
Schlachtfeldbegehung im September 2019

Anlässlich der Schlacht veranstaltet die Kreisstadt Nördlingen alle 3 Jahre im September ein großes historisches Stadtfest, das ich schon häufiger besuchen konnte. In 2019 nahm ich mir vorher mit meinem Bruder die Zeit, um das Schlachtfeld im Süden der Stadt zu begehen. 

Wir erreichten die Location mit dem Auto über Ederheim. Danach ging es an einem kalten und feuchten Septembernachmittag zu Fuß weiter.

Ganz im Süden des Schlachtfeldes der Hügel namens Albuch, an dem sich die Schlacht entschieden hat.



Blick von unten auf den Albuch, der sich so oder so ähnlich auch den schwedischen und schottischen Musketieren geboten haben muss.



Auf dem Albuch befindet sich ein Gedenkstein an der Stelle der drei kaiserlichen Schanzen.



Gedenkplakette



Oben auf dem Albuch.
Wenn man genau hinschaut, kann man noch die Verläufe der Erdwälle der Schanzen entdecken

Man sieht auch, dass das Gelände hinter dem Hügel ziemlich steil zur Ebene abfällt.



Weg vom Albuch durch den Heselwald.



Blick vom Heselberg / Lachberg über das Schlachtfeld,  links ganz hinten der Kirchturm von Nördlingen zur Orientierung.

In der Senke das Dorf Herkheim. Im umgebenden Herkheimer Feld tobte der Kampf des linken schwedischen Flügels unter Cratz gegen hauptsächlich bayrisch/ligistische und kaiserlichen Truppen unter Johann von Werth.


Links der Kirchturm "Daniel" der Kirche St. Georg von Nördlingen. Rechts (südlich) davon der langgestreckte bewaldete Berg ist die heutige Marienhöhe, zum Zeitpunkt der Schlacht Galgenberg genannt. Hier standen die kaiserlichen Belagerungsbatterien um die tieferliegende Stadt zu beschießen.

Auch die Annäherungsgräben an die Stadtmauer wurden vom Galgenberg aus gegraben, da das Gelände nördlich der Stadt dafür zu morastig war.


Rechts Nördlingen mit Kirchturm, links Holheim, die Ebene darum heißt Im Kampf, ein weiterer Hinweis auf die Schlacht. 


Blick auf die Höhe des Schönfeldes, wo sich das spanische Lager befand.


Im Vordergrund die Ebene des Herkheimer Feldes. Hier tobte die Reiterschlacht am linken schwedisch-weimarischen Flügel.


Blick vom Lachberg in die Ebene.



Hier ungefähr könnten sich die Batterien von Bernhard von Sachsen-Weimar befunden haben.



Die gegenüberliegenden Höhen Richtung Osten trugen rechts (südlich) das spanische Lager und links (nördlich) das kaiserliche Lager.



Blick vom Lachberg zum Heselwald/Heselberg. Dahinter liegt der Albuch verborgen. Man kann gut erahnen, dass dieser Wald quasi die Truppen Sachsen-Weimars von Horns schwedischem Flügel verbarg, so dass beide Befehlshaber sich keinen Überlick über Lage und Situation des jeweils anderen machen konnten.

Es gibt einen gekennzeichneten Wanderpfad, den Schwedenweg, auf dem man den gesamten Anmarsch der Schweden von ihrem Lager in Bopfingen bis aufs Schlachtfeld nachwandern kann. Dieser ist allerdings recht lang und dauert mehrere Stunden, was unser Zeitrahmen leider nicht hergab.


Der bewaldete Heselberg (Hesselberg, Häselberg, Heselwald) war in der Nacht vor der Schlacht von kaiserlichen Abteilungen besetzt und musste von Bernhard von Sachsen-Weimars Truppen erst mühsam freigekämpft werden.


Bis der Heselberg erobert war, war es bereits zu dunkel um das Gefecht weiter fortzusetzen. Das gab den Kaiserlichen und Spaniern eine Nacht Zeit um die drei Schanzen auf dem Albuch fertig zu stellen.

Manche Historiker schreiben, dass das evtl. schon die Vorentscheidung der Schlacht war.





In der Senke südlich des Albuchs (braunes und grünes Feld) gab es das erste Aufeinandertreffen des Tages, als schwedische Reiterei unter von Witzleben hier den Albuch südlich umgehen wollte. Sie wurden aber von einem morastigen Wasserlauf behindert, der vorher nicht bekannt war. Das gab spanischer und kaiserlicher Reiterei Zeit zu einem Gegenangriff, was Horn dazu zwang, weitere Kavallerie zu schicken um Witzleben und seine Männer herauszuhauen. 
Da auch die Katholiken weiter verstärkt wurden, gab es hier dann keine weitere Angriffe mehr.



Der langezogene Rücken des Albuchs, den die Schweden vor ihrem Angriff ersteigen mussten, teilweise bereits unter Feuer aus den leichten Geschützen in den Schanzen.


Eine weitere langgezogene Bodenerhebung, die der Rest eine Schanze sein könnte.







In der Nähe des Gedenksteines gibt es noch eine Hinweistafel für Touristen.



Da es sich langsam zuzog und zu dämmern begann, war es dann für uns Zeit zum Aufbruch.

Insgesamt haben wir an dem Nachmittag natürlich nur einen sehr kleinen Teil des Schlachtfeldes abgehen können. Das Wetter war ungemütlich und die Entfernungen, auch bei so alten Schlachtfeldern, doch immer wieder überraschend groß.

Trotzdem hat es für einen richtig guten Überblick gereicht und es war schon sehr eindrücklich, so viel von Schlachtfeld, Topographie und Schanzenresten gesehen haben zu können.  


                                                            Stadtmauerfest 2025

Wie bereits geschrieben, begeht die Stadt Nördlingen alle drei Jahre im September ihr Stadtmauerfest. Ein Wochenende lang ist die ganze Stadt voller Schänken, Rummel, Heerlager, Musikanten, Vorführungen, Waffendrillübungen, Konzerten, Tänzen, Vorträgen und natürlich auch viel Bier und deftigem Essen.


Kirchturm Daniel ist zum Stadtmauerfest mit Fahnen geschmückt.



Aus ersichtlichen Gründen finde ich die Vorführungen aus der Zeit des 30-jährigen Krieges am interessantesten.


Drill einer Abteilung Pikeniere.



Generell finde ich am Stadtmauerfest so toll, dass es zwar wie ein Mittelaltermarkt ist, aber der Schwerpunkt ganz klar auf der Renaissance liegt, während die üblichen Mittelaltermärkte die ich so kenne, eine wilde Mischung aus Rittern, Fantasy und Wikingern ist.


Es gibt immer auch verschiedene Scharmützel und Schießvorführungen mit Schwarzpulverwaffen.


Nachbau eine Lederkanone in einem Schaufenster der Stadt.



Im Stadtmuseum und im Stadtmauermuseum kann man sich ausführlich über die Schlacht von 1634 informieren, in letzterem wird sogar auch ein großes Zinnfigurendiorama gezeigt.



Als letztes muss noch erwähnt werden, dass Nördlingen eine vollumschlossene Stadtmauer mit vielen erhaltenen Tortürmen hat. Man kann also die gesamte Stadt auf der historischen Stadtmauer umrunden. 

Wer mal in der Nähe ist, dem kann ich ein Besuch von Nördlingen und vor allem dem Stadtmauerfest nur empfehlen. 

Nördlingen 1634

                                                    Die Schlacht von Nördlingen September 1634                                     Teil I: ...